Start der Aktion ‚Dinge ins Rollen bringen‘

Im Austausch mit Julia Maiano, Bundesvorstand SPD Selbst Aktiv und Bezirksvorstand Hessen-Süd, sprach SPD-Landtagskandidatin Anne Thomas über die Herausforderungen in Bezug auf Mobilität im Ländlichen Raum für Menschen mit Behinderung.

Die Selbst Aktiv ist eine Arbeitsgemeinschaft der SPD, die sich politisch für die Belange von Menschen mit Behinderung einsetzt. Gegründet wurde sie 1980 von Karl Finke in Niedersachsen und ist seit 2012 auch im Bund vertreten. Die SPD sei unter den demokratischen Parteien die einzige, die mit der Selbst Aktiv Arbeitsgemeinschaft Stimmrechte auf Bundesebene in der Partei hat und so direkt Vorschläge einbringen kann. Im SPD Bezirk Hessen-Süd organisiert sich die AG mit einem eigenen Bezirksvorstand und besteht derzeit aus 10 Mitgliedern. Alle Vorstandspositionen blieben Menschen mit Behinderung vorbehalten. Das stelle sicher, dass die Interessen der Menschen mit Behinderung Beachtung finden und voran getrieben werden.

„Die Bundesrepublik Deutschland hat im Jahr 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben. Damit hat sich das Land verpflichtet, keinen Menschen mit Behinderung auszuschließen. Leider war das nur ein Lippenbekenntnis. In der Realität hat sich in den letzten Jahren viel zu wenig getan. Wie viele Bürgersteige sind noch zu eng oder haben keine Abflachung? Auch viele Bushaltestellen sind nicht barrierefrei. Oder schauen wir uns unsere Bahnhöfe an. Ich selbst kann ja noch nicht mal von Friedberg mit dem Zug fahren, weil der Bahnhof nicht barrierefrei ist. Auch einfache Waldwege, die durch Schranken versperrt werden oder Kinderspielplätze sind selten barrierefrei. Ich bin Mutter von 3 Kindern und musste regelmäßig weite Fahrtwege in Anspruch nehmen, damit ich meine Kinder auf der Schaukel anschubsen konnte“, erläutert Julia Maiano ausführlich. Das Thema sei sehr komplex. Kinder mit Behinderung würden gleich ganz aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Dabei hätten sie die gleichen Rechte auf Teilhabe, was damit meint, dass Kinder zum Beispiel ohne Hilfe Spielgeräte nutzen können. Maiano erklärte, das gemeinsame Spielen von Kindern mit und ohne Behinderung und generell der Kontakt untereinander habe für die Gesellschaft ausschließlich Vorteile: das Sozialverhalten würde geprägt, die Empathie steige und im Umgang miteinander würden Hürden abgebaut. In einer vielfältigen Gesellschaft helfe Inklusion dabei, dass das Miteinander besser funktioniere und jeder teilhaben könne.

Laut einem aktuellen Inklusionsbarometer 2022 von Aktion Mensch spiele bei der Beurteilung der Verfügbarkeit von Verkehrsmöglichkeiten primär die regionale Lage des Wohnorts eine Rolle. In größeren Städten sind deutlich mehr Verkehrsangebote verfügbar als in weniger dicht besiedelten Gegenden. Menschen mit Beeinträchtigung stoßen in ihrem Alltag häufiger auf Barrieren und Hindernisse, die es ihnen erschweren, sich uneingeschränkt von A nach B zu bewegen. Die Zugänglichkeit von Verkehrsmitteln wird dementsprechend von Menschen mit Beeinträchtigung deutlich negativer bewertet als von Menschen ohne Beeinträchtigung. Für das Inklusionsbarometer der Aktion Mensch führte das Marktforschungsinstitut Ipsos im März 2022 eine repräsentative Online-Befragung durch. Dazu befragte es 1.000 in Deutschland lebende Menschen mit Beeinträchtigung und 500 Menschen ohne Beeinträchtigung ab 16 Jahren. Die Befragten mit Beeinträchtigung hatten laut Selbstauskunft Beeinträchtigung(en) gemäß ICF-Kriterien, der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit.

„Im Moment gibt es noch zu viele Hürden, die Menschen mit Einschränkung daran hindern, sich bequem fortzubewegen und ihr Ziel zu erreichen. Deswegen müssen wir gemeinsam die Dinge ins Rollen bringen. Denn von Maßnahmen für Barrierefreiheit profitieren nicht nur Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder auf eine Gehhilfe angewiesen sind, sondern auch diejenigen, die mit dem Fahrrad, dem E-Roller oder dem Kinderwagen unterwegs sind. Und genau aus diesem Grund ist mir die Aktion „Dinge ins Rollen bringen“ ein Herzensanliegen. Denn dort, wo man bequem auf Rädern weiterkommt, ist es eben auch zu Fuß viel angenehmer. Bei der Mobilitätsplanung dürfen wir die Vielfalt der Menschen stärker berücksichtigen und auf unterschiedlichste Bedarfe eingehen. Unsere Wetterau soll für alle lebenswert sein. Ein Leben lang“, erklärt Anne Thomas abschließend.

Auf der Webseite www.dinge-ins-rollen-bringen.de können Wetterauerinnen und Wetterauer ab sofort eine Rückmeldung geben, wo in ihrer Gemeinde mehr Barrierefreiheit nötig ist. Per Kontaktformular, E-Mail oder Whatsapp ist die die Landtagskandidatin der SPD direkt erreichbar.

 

v.l.n.r. Anne Thomas, Julia Maiano